Selbstliebe und Beziehung - 3

Wie der "Innere Kritiker" uns an einem glücklichen Leben hindert

 

 

Wenn wir in der Kindheit ständigen kritischen und abwertenden Äußerungen ausgesetzt waren, dann entwickelt sich daraus häufig das, was wir den "Inneren Kritiker" nennen.

Dieser schwächt täglich unser Selbstwertgefühl und verhindert die so notwendige Selbstliebe.

Hier einige typische Beispiele solcher Äußerungen und deren mögliche Auswirkungen:

dazu bist du zu dumm“ - Angst vor Misserfolg

dich mag doch eh keiner“ - Angst vor Ablehnung und Unsicherheit in sozialen Kontakten

immer machst Du alles falsch“ - Angst vor Entscheidungen

 

Die Auswirkungen sind vielfältig

  • Mangel an Selbstwert

Das so erworbene bzw übernommene kritische Selbstbild und die innere Selbstabwertung führen einerseits dazu, dass Menschen mit diesem Erfahrungshintergrund sich durch jegliche Kritik (auch konstruktive) viel schneller als ganze Person in Frage gestellt fühlen.

Auf der anderen Seite fällt ihnen viel schwerer, sich gegen unberechtigte Kritik angemessen zu wehren. Denn durch ihre geringe Selbstliebe und Selbstwertschätzung getrauen sich diese Menschen auch oft nicht, ihre Meinung direkt zu vertreten, geschweige denn, sich zu erlauben eine eigene Meinung haben zu dürfen.

  • Narzissmus

Nun kann es auch geschehen, dass so geprägte Menschen in eine Position gelangen, in der sie Macht und Einfluß über andere haben wie z.B. berufliche Führungspositionen.

Hier reagieren diese oft rechthaberisch und arrogant oder gar mit herabsetzendem und entwürdigendem Verhalten gegenüber "Untergebenen". Dieses Verhalten dient hierbei ausschließlich dem Selbstschutz und der Ablenkung von den eigenen Minderwertigkeitsgefühlen.

Andere klein zu machen verleiht ihnen das trügerische Gefühl selbst größer zu sein. Im Grunde genommen ist das die zerstörerischste und einsamste Form der Selbstverachtung. Besonders tragisch daran ist die starke Mitschädigung und Verletzung der Mitmenschen, die ebenfalls bis zur Traumatisierung führen kann.

  • Perfektionismus

Ein weiterer Weg, auf dem sich der innere Kritiker zeigen kann, ist der Perfektionszwang. Personen mit einem starken inneren Kritiker können somit auch Menschen sein, die in ihrem Beruf alles geben und arbeiten bis zum Burnout. Dabei leben sie unterschwellig in der ständigen Hoffnung, statt Kritik endlich das Lob und die lang ersehnte Anerkennung zu erhalten, die ihnen eigentlich zusteht.

  • Partnerkontrolle und Sexualität

Ebenso können Eifersucht und Verlustängste aus dem Gefühl heraus entstehen, sich selbst nicht genug attraktiv und liebenswert zu finden. Umso größer ist die Angst, dies auch nicht für sein Gegenüber zu sein. Wer sich selbst nicht liebt, glaubt eben auch nicht, dass jemand anderes ihn lieben könnte. Hilflose Strategien sind oft dann Klammern und Kontrollieren des Partners/der Partnerin.

Promiskuität kann bei Frauen wie Männern als Kompensation für den Mangel an eigener Wertschätzung und Anerkennung dienen, aber auch als Machtinstrument um sich stark und wirkmächtig gegenüber dem Sexualpartner zu fühlen.

  • Zwänge und Selbstbestrafung

Kinder, die starke Strafen bei den kleinsten Fehlern befürchten mussten, können später mit stark kontrollierendem Verhalten reagieren, das sich bis zu Kontrollzwängen (um einer vermeintlichen Strafe zu entgehen) und zu selbstverletzendem Verhalten ausweiten kann.

Selbstverletzende Verhaltensweisen dienen im Zusammenhang mit dem inneren Kritiker der Selbstbestrafung bei scheinbarem (!) Fehlverhalten und sind damit eine der stärksten Ausprägungen des inneren Kritikers.

  • Depression

Auch Depressionen sind oft Folge permanenter Selbstvorwürfe und -abwertungen, ausgelöst durch einen starken inneren Kritiker. Durch die ständige Selbstabwertung („ich krieg nix auf die Reihe, immer geht alles schief, keiner mag mich") wird jeglicher Antrieb zur Suche neuer Wege und Weiterentwicklung im Keim erstickt. Der Fokus liegt so stark auf dem Neagtivbild des eigenen Selbst , dass der Blick auf Lösungen und Lichtblicke völlig blockiert ist.

  • Psychosomatik

Der ständige Druck, den der innere Kritiker verursacht, kann auch zu zahlreichen gesundheitlichen Problemen führen wie z.B. Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Magen-Darm-Beschwerden, Essstörungen, Schlafstörungen usw.

 

Was können wir tun ?

Den inneren Kritiker in sich aufzuspüren und zu reflektieren, auf welche Weise man sich selbst tagtäglich betrachtet und bewertet, ist der erste Schritt hin zu mehr Selbstliebe und Selbstwertschätzung. Im weiteren Schritt gilt es dann zu lernen, wohlwollender und liebevoller mit SICH SELBST umzugehen. Dabei ist es entscheidend, die verletzten kindlichen Anteile in sich nachzunähren, ihnen das zu geben an Wertschätzung, welche sie in der Vergangenheit nicht erhalten haben.

 

 

Da dies keine leichte Aufgabe ist, kann eine psychologische Beratung eine hilfreiche Unterstützung auf diesem Weg zur Selbstliebe sein.