Plädoyer für eine etwas andere Sexualität

Neue Sicht auf alte Geschichten

Sexualität ist fast in jeder Paarberatung ein Thema. Hinzukommt, dass dieser Bereich oft mit einer Fülle von Vorstellungen, Erwartungen und Wünschen verbunden ist, welche jedoch von den Partnern oft aus Scham oder Angst nicht direkt kommuniziert werden können. Dies führt in Folge nicht selten zu Missverständnissen und daraus folgend Frustrationen. Aus Angst den Partner/die Partnerin zu verlieren, ihn zu verletzen oder aus Scham wird dann irgendwann meist ganz über dieses Thema innerhalb der Partnerschaft geschwiegen oder/und man lebt die Sexualität außerhalb der Beziehung. Oft wird Sexualität aber auch zu einfach nur auf den genitalen Akt reduziert. Dass Sexualität weit mehr umfassen kann, zeigt u.a. folgendes Buch :

 

Das Buch von Marlise Santiago „Schluss mit Secondhand-Sex“ hilft Sexualität mit neuen Augen zu sehen. Wie Sex geht, haben wir früher aus „Bravo“ erfahren, heute wohl mehr aus dem Internet, dem Fernsehen und nicht zuletzt auch aus der Werbung. Wir werden von einer Flut von Bildern und Vorstellungen geprägt und lernen somit eine Sexualität aus zweiter Hand. Secondhand-Sexualität eben. Ob diese Sexualität wirklich die unsere ist, und unserem Wesen entspricht wird selten zur Frage gestellt.

 

Marlise Santiago möchte mit ihrem Buch ermutigen, unseren ganz eigenen sexuellen Weg zu gehen und darin wahrhaftig zu werden. Sie möchte uns ermutigen, unser angelerntes sexuelles Verhalten zu reflektieren und unsere eigene sexuelle Wahrheit zu entdecken. Santiago gesteht jedem das Recht zu, seine ganz eigene Sexualität zu haben, fernab von Normen und Vorstellungen, soweit es immer in beiderseitigem Einver-nehmen geschieht. Sexualität ist für sie jedoch weit mehr als nur der genitale Akt, und hierin unterscheidet sich ihr Buch wesentlich von so vielen anderen. Der genitale Sex ist auch nie ein Muss, sondern ein Teil vom großen Ganzen, der zwar sein kann, aber nicht die alleinige Erfüllung darstellt.

Sex ist eben mehr – viel mehr !

Sie bedient sich hier zur Verdeutlichung des Kreismodells von Paul Sporken, welches wir sehr gerne auch in unserer Paarberatung verwenden:

 

„Äußerer Kreis: Der äußere Kreis der Sexualität steht für Verhaltensweisen im allgemeinen menschlichen Zusammenleben, für Blicke, Gespräche, für einen Spaziergang usw.

Mittlerer Kreis: Der mittelere Kreis der Sexualität steht für alles Zärtliche, Sinnliche, erotische, wie Streicheln, Kuscheln, Massieren, Umarmen, Küssen usw. Er steht auch für den Gefühlsbereich.

Innerer Kreis: Der innere Kreis der Sexualität steht für den genitalen Bereich, für die genitale Sexualität, wie Petting, genitale Selbstbefriedigung, genitale Penetration.“

 

Santiago spricht in ihrem Buch von einer umfassenden ganzheitlichen Sexualität. Diese ist eben noch so viel mehr als nur allein der körperliche, genitale Akt. Und es gibt nicht die richtige Sexualität oder eine Norm nach der sie zu funktionieren hat. Deshalb rät sie auch jedem, sich zu prüfen, ob er in der Sexualität seine eigenen Wünsche erfüllt oder die Erwartungen der Gesellschaft oder der Bilder und Erfahrungen,die ihn geprägt haben.

 

Das Eine vom Anderen zu trennen ist manchmal, insbesondere für Männer, sehr schwierig. Loszulassen von den Bildern des allzeit potenten und auf die Genitalen fixierten Sex, welche alltäglich auf uns niederprasseln, kann aber auch für Männer enorm entlastend sein. Und für manchen ist es dann sehr wohltuend, endlich seine weiche (weibliche ?) Seite leben zu dürfen.

Santiago stellt auch die These auf, dass der genitale Orgasmus oft kompensatorisch für ganz andere Bedürftigkeiten herhalten muss. Auch dies ist ein wichtiger Punkt, der z.B. in einer Paarberatung genauer betrachtet werden kann.

Das Buch (z.Zt. nur als E-Book erhältlich) :

Marlise Santiago: Schluss mit Secondhand-Sex, Innenerleben statt Aussenleben